Freitag, 11. Dezember 2015

Schlafwandelnd in den Abgrund: Islam- und Religionskritik als das größte zivilisatorische Projekt der Gegenwart. Oder: warum wir die Islamkritik nicht unseren eigenen Faschisten überlassen dürfen



("Still Sleepwalking Toward Armageddon")


von Sam Harris

Der Islamismus ist das große Thema unserer Zeit ‒ und es ist ein unglaublich langweiliges Thema. Versuchen Sie mal die Langweiligkeit dieses Themas bis tief in Ihre Knochen eindringen zu lassen, wenn sie nämlich realisieren, dass Sie für den Rest ihres Lebens – hoffentlich nicht aus erster Hand ‒ über den Wahnsinn und die Gräueltaten von Dschihadisten etwas lesen, hören oder anderweitig zur Kenntnis nehmen werden. Bitte nehmen Sie einmal ganz bewusst dieses immer wiederkehrenden Allahu akbar – Gekreische war. Denn dies sind die schrillen Rufe direkt aus dem Mittelalter, mit denen wir für den Rest unseres Lebens klar kommen müssen. Dieser Kampf gegen den Dschihadismus und im weiteren Sinne gegen den Islamismus ist ein Generationenkampf. Dies ist etwas, was wir primär für unsere Kinder und die folgenden Generationen tun. Wir befinden uns in einem Krieg der Ideen, den wir leider führen und gewinnen müssen. Unglücklicherweise müssen wir diesen Ideenkrieg zuerst einmal mit uns selbst austragen. Dies verlangt zunächst das Eingeständnis, dass solch ein Krieg der Ideen, der geführt und gewonnen werden muss, überhaupt existiert. Das Gleichgewicht sollte sich endlich verschieben. Dieses Problem zu verleugnen, das Problem des Islamismus zu verleugnen, zu Verleugnen, dass der Islam als Religion zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Weltgeschichte spezifische Probleme ohnegleichen hat, dies alles zu verleugnen muss so ungeheuerlich werden, der eigenen Reputation so teuer zu stehen kommen, wie als wenn man irgendeine gefährliche Form von Bigotterie öffentlich von sich geben würde. Es muss auf jeden Fall teurer sein, als wenn man eine aufrichtige Diskussion über die real existierenden Probleme führen möchte.

Viele Leute sehen in den Ereignissen von Paris eine Art Weckruf. Aber wer auf diesem Planeten braucht eigentlich noch einen Weckruf? Wenn Sie nicht am 12. September 2001 aufgewacht sind, dann gibt es keine Hoffnung für Sie. Was braucht es eigentlich noch, um Ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen? Es gibt hier nun wirklich keine Überraschungen mehr. Wir müssen diese unsägliche Überraschtheit endlich loswerden. Es gibt nichts was so zerstörerisch ist, was diese Dschihadisten nicht tun würden. Die einzige Sache, die sie wirklich davon abhält Millionen von Menschen zu töten, ist ihr fehlender Zugang zu den notwendigen Technologien. Und wir müssen sicherstellen, dass sie diese nie in die Finger kriegen. Die Idee, dass unsere Feinde im Grunde eigentlich genauso sind wie wir, dass sie diese Welt niemals wirklich in Brand setzen würden, ist völlig illusorisch. Die meisten Leute empfinden schon allein das Wort „Feind“ als unangenehm. Dschihadisten als unsere Feinde zu bezeichnen ist irgendwie provokant. Wir sind so in unserer eigenen Zivilisation verhaftet, dass wir uns einbilden, schlicht keine echten Feinde mehr zu haben. Und wenn doch, dann haben wir sie uns selbst geschaffen. Und wenn sich dann doch jemand erdreistet, diese Feinde als „Barbaren“ zu bezeichnen, na dann kann dies nichts anderes als Volkverhetzung sein. Nach dieser Sichtweise ist der Dschihadismus nur das Unheil, dass wir selbst heraufbeschworen haben! Lassen Sie uns das doch mal aus einer größeren Perspektive betrachten: Ist es ist wirklich reine Kriegsrhetorik, wenn man behauptet, dass wir eines Tages auf unsere Zeit mit Beschämung zurückblicken werden, und so etwas wie den IS retrospektiv als Todeskult, als Barbarei, als Unzuvilisiertheit bezeichnen werden?
Der IS ist in seinen Bestrebungen kaum noch als menschlich erkennbar. Die Welt die der IS aufbauen will, beinhaltet die Zerstörung von allem was wir zu Recht für wertvoll halten. Mit mir „wir“ meine ich die zivilisierte Menschheit, inklusive all der Muslime die genauso entsetzt über das islamistische und dschihadistische Unternehmen sind, wie ich es bin. Denn „wir“ haben ein universales Projekt, welches Kulturgrenzen überschreitet und alle vereint, die Kunst, Wissenschaft und Vernunft im Allgemeinen lieben, die Krankheiten heilen wollen und die jede neue Generation mit mehr Bildung als die vorherige aufwachsen lassen wollen. Genau dieses wunderbare zivilisatorische Gemeinschaftsprojekt wird angegriffen. Wenn man das nicht versteht, wenn man glaubt es gibt hier zwei ethisch gleichwertige Seiten in diesem Krieg, wenn man glaubt, dass dieses Phänomen nur eine negative Rückwirkung ist, für die wir irgendwie selbst verantwortlich sind, dann hat man einfach nicht verstanden, um was es den Islamisten und Dschihadisten wirklich geht. Dabei sagen sie uns doch pausenlos was sie eigentlich wollen! Schauen Sie sich doch mal ein paar von diesen Dschihadisten-Videos an, falls sie das verdauen können. Und falls Sie sowas nicht verdauen können, dann sollte Ihnen genau dies etwas wichtiges sagen! Unglücklicherweise scheinen wir uns aber immer wieder daran erinnern zu müssen, dass solche Gräuel tatsächlich, heute und in unserer Welt geschehen.

Nicht alle Menschen wollen das gleiche. Manche Menschen liegen offensichtlich falsch in dem wie sie leben wollen, in dem wie sie ihre Welt aufbauen wollen. Wenn wir von dieser Tatsache nicht überzeugt sind, dann müssen wir offenbar darauf warten, dass wir vielleicht irgendwann durch weitere Gräueltaten, wie sie in Paris geschehen sind, überzeugt werden. Aber warum eigentlich warten? Warum nicht jetzt den Kopf klar kriegen? Denn die Situation die ich am meisten fürchte ist, dass Liberale und Linke es einfach nicht schaffen, die ganze Dynamik dieses Problems zu begreifen. Wenn es nämlich so wie bisher weiter geht, dann wird irgendwann eine Zeit kommen, in der die einzigen Leute, die eine gewisse moralische Entschlossenheit besitzen, um diesem todeskultischen Verhalten entgegenzutreten, fast genauso schlimm sein werden, wie die Islamisten selbst. Ich meine damit rechtsradikale, christliche Faschisten der ein oder anderen Couleur. Sie müssen sich mal folgende Frage stellen: Wenn Sie Franzose wären und am Tag nach den Pariser Anschlägen eine Wahl stattgefunden hätte, für wen hätten Sie gestimmt? Angenommen vergleichbare Anschläge würden noch zehn weitere Male in Paris stattfinden, wen werden die Franzosen dann wohl wählen? Dieses Massenpsychologie-Experiment lässt sich momentan in jedem europäischen Staat beobachten und wird zweifellos auch irgendwann die Vereinigten Staaten erreichen. Und dieses Problem wird nicht von alleine weggehen. Wir müssen uns auf das was auf uns zukommt ‒ nämlich die Realität ‒ politisch vorbereiten. Wir können nur hoffen, dass die Regierungen hinter den Kulissen viel mehr Sinn ergeben, als wie sie uns in der Öffentlichkeit im Bezug auf dieses Thema erscheinen. Die bisherigen, eher halbherzigen und holprigen, Maßnahmen sind jedoch nicht sehr ermutigend. Als Reaktion auf die Pariser Anschläge haben sich sogar viele Politiker geweigert das Problem beim Namen zu nennen ‒ obwohl sie jede Gelegenheit hatten zu erkennen, was eigentlich auf der Welt los ist. Doch sie weigern sich einfach beständig es auszusprechen, aus genau den Gründen die uns zweifellos das enorme Ausmaß des Problems vor Augen führen. Diese Politiker befürchten, wenn sie das Übel öffentlich als „Islamismus“ oder „islamischer Extremismus“ oder „politischer Islam“ bezeichnen, könnten noch viel mehr Muslime den Eindruck gewinnen, dass der Westen einen Krieg gegen den Islam als Ganzes führt. Und dies würde noch viel mehr Muslime direkt in die Arme der Islamisten und Dschihadisten treiben. Aber wenn dieser Gedanke wirklich stimmen sollte, dass Millionen oder gar hunderte Millionen von Muslimen tatsächlich so brüchig in ihren ethisch-moralischen Überzeugungen sind, so einfach verführt werden können und sich so leichtfertig mit der Theokratie verbünden, dann sollten wir aufrichtig genau über dieses Problem sprechen!
Als Präsident Obama vor einem Jahr auf den schrecklichen Mord am Journalisten James Foley durch einen britischen Dschihadisten an das Mikrophon trat, klang das folgendermaßen:
„Der IS spricht für keine Religion [..] und kein Glaube lehrt unschuldige Menschen zu massakrieren. Kein gerechter Gott steht für das, was sie gestern getan haben und was sie jeden einzelnen Tag tun. Der IS hat keine Ideologie von irgendeinem Wert für menschliche Wesen. Deren Ideologie ist bankrott [..]. Wir werden alles tun um unsere Bürger und die zeitlosen Werte, für die wir stehen, zu schützen. [..] Lassen Sie mich eines klar stellen: der IS ist nicht islamisch. Keine Religion verlangt das Töten von Unschuldigen. Und die große Mehrheit der Opfer des IS waren Muslime. [..] Der IS ist schlicht und einfach eine Terrororganisation. Und er hat keine andere Vision als alle niederzumetzeln, die ihm im Weg stehen. Möge Gott unsere Truppen segnen und möge Gott die vereinigten Staaten von Amerika segnen.“
Als Atheist kann ich einfach nicht anders, als mir die Frage zu stellen, wann dieser Schleier aus Heuchelei und Täuschung endlich in Rauch aufgeht ‒ entweder durch das klare Licht der Vernunft oder durch eine Übersättung des Horrors, der durch die Parteien Gottes an den „Unschuldigen“ verübt wird. Was wird wohl zuerst kommen? Fliegende Autos und Urlaub auf dem Mars oder das simple Eingeständnis, dass Glaube und Überzeugungen das Verhalten von Menschen bestimmen, dass bestimmte religiöse Ideen wie Dschihad, Märtyrertum, Blasphemie, Apostasie zuverlässig zu Unterdrückung und Mord führen? Es mag stimmen, dass kein Glaube im engeren Sinne das Massakrieren von Unschuldigen lehrt, doch „Unschuld“ liegt im Auge des Betrachters. Sind Apostaten „unschuldig“? Sind es Gotteslästerer? Sind es Polytheisten? Der Islam hat die Antwort, und seine Antwort ist „nein.“

Mittlerweile haben sich mehr britische Muslime dem IS angeschlossen als der regulären britischen Armee. Tatsächlich ist es dem IS gelungen tausende Rekruten aus freien Gesellschaften aus der ganzen Welt zu rekrutieren, die jetzt dabei helfen ein Paradies an Unterdrückung und sektiererischem Gemetzel in Syrien und im Irak aufzubauen. Dies ist ein erstaunliches Phänomen und es konfrontiert uns mit einigen unangenehmen Wahrheiten über das Scheitern des Multikulturalismus, der inhärenten Verletzlichkeit offener Gesellschaften und der angsteinflößenden Macht von schlechten Ideen.
Ohne Zweifel kommen dem Leser genau jetzt viele aufgeklärte Bedenken gegenüber meinen Standpunkten in den Sinn. Ich möchte keinesfalls den Eindruck erwecken, dass die meisten Muslime den IS unterstützen, noch möchte ich den Hass auf Muslime als Menschen in irgendeiner Form protegieren oder inspirieren. Wenn ich eine Verbindung zwischen den Dogmen des Islams und der dschihadistischen Gewalt ziehe, dann rede ich über Ideen und deren Konsequenzen, und nicht über 1,5 Milliarden nomineller Muslime, wobei viele von ihnen ihre Religion nicht todernst nehmen.
Doch ein Glaube an das Märtyrertum, der Hass auf Ungläubige, die Aufopferung für den gewalttätigen Dschihad sind keine bloßen Randphänomene in der islamischen Welt. Diese beherrschenden Gedanken werden durch Verse im Koran und durch zahlreiche Hadithe gestützt. Das ist der Grund warum zum Beispiel der populäre saudische Kleriker Mohammed Al-Areefi sich wie ein Feldprediger des IS anhört. Dieser Mann hat 9,5 Millionen Follower auf Twitter, zweimal so viele Papst Franziskus. Wenn Sie hier wirklich einen essentiellen Unterschied zwischen dem Glauben, den dieser Kleriker predigt, und dem Glauben der die Grausamkeit des IS antreibt, entdecken, dann sollten Sie einen Neurologen konsultieren.

Die Lehre des Islams zu verstehen und zu kritisieren und einen Weg zu finden, Muslime zur Reform zu motivieren, gehört zu den wichtigsten Herausforderungen mit der sich die zivilisierte Welt momentan konfrontiert sieht. Doch diese Aufgabe kann nicht einfach dadurch gelöst werden, in dem man die „falschen Lehren“ der islamischen Extremisten diskreditiert. Denn die meisten ihrer Ansichten sind im Lichte ihre heiligen Schrift gar nicht wirklich „falsch“. Der Hass auf Ungläubige ist einer der zentralen Botschaften des Koran. Die Realität des Märtyrertums und die Heiligkeit des bewaffneten Dschihad ist im Islam genauso „kontrovers“ wie die Auferstehung Jesu im Christentum. Es ist kein Zufall dass Millionen Muslime die Schahāda rezitieren und nach Mekka pilgern. Es ist gleichermaßen kein Zufall, dass die schrecklichen Videoaufnahmen der Köpfungen von Ungläubigen und Apostaten eine populäre Form der Pornographie in der muslimischen Welt geworden sind. Jede dieser Praktiken, inklusive dieser entsetzlichen Mordmethode, findet explizite Unterstützung durch diese Heilige Schrift.

Zur Zeit gibt es jedoch eine große Industrie der Verschleierung, die so gestaltet ist, dass sie Muslime davor bewahrt sich mit diesen Fakten ehrlich auseinanderzusetzen. Unsere geistes- und sozialwissenschaftlichen Institute sind gefüllt mit Gelehrten und Pseudo-Gelehrten, die vorgeben Experten für Terrorismus, Religion, islamische Rechtsprechung, Ethnologie, Politologie und für andere diverse Felder zu sein, und die immer wieder behaupten, wenn es um muslimische Intoleranz und Gewalt geht, dass nichts ist wie es scheint. Vor allem behaupten diese „Experten“, dass man Islamisten und Dschihadisten nicht beim Wort nehmen kann: Ihre permanenten Verlautbarungen über Gott, das Paradies, das Märtyrertum,  das Übel der Apostasie etc. seien nichts als eine Maske, welche ihre wahren Motivationen verschleiert. Welche wahren Motivationen? Meist sind damit westliche Projektionen folgender Art gemeint:  
„Wie würdest Du Dich fühlen, wenn westliche Imperialisten und ihre Kartenzeichner Dein Land aufgeteilt hätten, Dein Öl gestohlen hätten und Deine stolze Kultur gedemütigt hätten? Echte Muslime wollen eigentlich nur das was jeder Mensch will: politische und ökonomische Sicherheit, ein Stück Land, welches sie Heimat nennen können, gute Schulen für ihre Kinder und ein Bisschen Freizeit mit ihren Freunden.“ 
Leider glauben viele meiner links-liberalen Freunde genau das. Tatsächlich geht es sogar soweit, dass wenn man diesen Obskurantismus nicht als einen tiefen Einblick in die menschliche Natur akzeptiert und nicht bereit ist, seinen Blick von den unmittelbaren Lehren des Islams zu lösen, man der Bigotterie beschuldigt wird. In jeder Konversation, die sich mit diesem Thema beschäftigt muss man ständig einen Schutzwall aus irrelevanten Vorwarnungen und Zugeständnissen bereithalten:
„Natürlich, die U.S.-Außenpolitik ist problematisch. Ja, wir müssen wirklich vom Öl unabhängig werden. Nein, ich habe nicht den Irakkrieg unterstützt. Klar habe ich Chomsky gelesen. Ohne Zweifel enthält die Bibel vergleichbar grausame Passagen. Ja, ich habe von dem Bombenattentat auf eine Abtreibungsklinik im Jahre 1984 gehört. Nein, es tut mir leid, aber Hitler und Stalin wurden nicht durch den Atheismus zu ihren Taten angetrieben. Die Tamil Tigers? Natürlich habe ich schon von denen Gehört.“ 
‒ Wenn das jetzt geklärt ist, können wir nun endlich aufrichtig über die Verbindung zwischen Glauben und Verhalten sprechen?

Ja, viele Muslime ignorieren glücklicherweise die Apostasie und Blasphemie ihrer Nachbarn, sehen Frauen als moralisch gleichwertig zu Männern an und verdammen den Antisemitismus. Doch es gibt auch Muslime die Alkohol trinken und Schinkenspeck essen. All diese Überzeugungen widersprechen aber eigentlich den Lehren des Islams zu einem gewissen Grad. Genauso wie dies Moderate Gläubige in anderen Religionen tun, werden die meisten moderaten Muslime zu Obskurantisten wenn es darum geht, ihren Glauben vor der Kritik abzuschirmen. Alle moderaten Gläubigen vertrauen auf moderne, säkulare Werte, z.B. der Toleranz gegenüber Diversität und dem Respekt gegenüber Menschenrechten, als eine Basis ihrer Reinterpretation der Religion und der Ignorierung der abscheulichsten Passagen ihrer Heiligen Bücher. Nichtsdestoweniger verlangen Sie aber von uns, dass wir die Idee der Offenbarung als solche respektieren, was jedoch immer eine Hintertür für eine viel wörtlichere Interpretation der Schriften offen lässt.

Die Idee, dass irgendein Buch durch den Schöpfer des Universums inspiriert wurde ist Gift ‒ intellektuell, ethisch und politisch. Und nirgends verursacht dieses Gift zur Zeit mehr Schaden als in den muslimischen Communities in Ost und West. Trotz der ganzen Barbarei im Alten Testament und der gefährlichen Eschatologie des Neuen Testaments, ist es doch für Christen und Juden heute relativ einfach Religion von der Politik und der säkularen Ethik zu trennen. Eine einzelne Zeile im Matthäus-Evangelium („So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist!“) ist dabei ein wichtiger Grund, warum der Westen nicht länger eine Geisel der Theokratie ist. Auch der Koran enthält einige Zeilen die ähnliches Potential haben, z.B. „Es gibt keinen Zwang in der Religion“ (2:256). Doch solche Funken der Toleranz werden sehr leicht ausgelöscht. Den Islam in eine wirklich harmlose Religion zu verwandeln, verlangt nachwievor nach einer fast wundersamen Reinterpretation der heiligen Texte. Einige wenige unerschrockene Reformer, wie z.B. Maajid Nawaz, geben ihr Bestes um dieses Ziel zu erreichen.

Viele glauben, es wäre nicht weise die Verbindung zwischen Islam und der Intoleranz und der Gewalt die wir in der Muslimischen Welt sehen, zu diskutieren, weil dies ‒ wie gesagt ‒ den Eindruck verstärken könnte, dass der Westen sich im Krieg mit dem Glauben an sich befindet und Millionen eigentlich friedlicher Muslime in den Dschihad treiben könnte. Ich gebe zu, diese Bedenken sind nicht völlig aus der Luft gegriffen, doch zeigen sie einfach nur die Größe dieses Problems auf: Religionen sind in der Lage solch eine perverse Solidarität zu erzeugen! Sie verursachen in-group–Loyalität und out-group–Feindseligkeit, selbst wenn die Mitglieder der eigenen Gruppe sich wie Psychopathen verhalten. Wir müssen irgendeinen Weg finden, diesen Mechanismus zu untergraben.

Es besteht noch immer in den meisten Gesellschaften ein Tabu den religiösen Glauben einer Person offen und direkt zu kritisieren. Selbst manche Atheisten nehmen dieses Tabu an und setzen es gegenüber anderen durch, weil sie glauben, dass viele Menschen ihre Religion einfach brauchen. „Alles in Allem ist das Leben ja kein Zuckerschlecken und der Glaube wirkt wie Balsam.“ Die meisten Menschen scheinen zu glauben, dass eine eisenzeitliche Philosophie das einzig verfügbare Gefäß sei, in das man seine spirituellen Hoffnungen und existenziellen Nöte gießen könne. Dies ist ein anhaltendes Problem für die Kräfte der Vernunft, denn die eindrücklichsten und transformativsten Erlebnisse, die Menschen in ihrem Leben haben können, wie z.B. Glückseligkeit, Hingabe, Selbst-Transzendenz, sind zur Zeit mit dem schlimmsten Teil der menschlichen Kultur verknüpft. Sie sind in solchen Denksystemen verankert, die Aberglaube, Selbstbetrug und Konflikte schüren.
Unter all dem Schaden, der durch Religionen zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte verursacht wird, ist dies der subtilste: Selbst in Momenten wenn der Glaube am nützlichsten erscheint ‒ wenn er Leute dazu inspiriert sich in wunderschönen Gebäuden zu versammeln, um über das Mysterium ihrer eigenen Existenz und ihrer ethischen Hingabe füreinander zu reflektieren ‒ dann enthält er immer auch gleichzeitig die Botschaft, dass man dies nicht auf einem intellektuell redlichen Weg und ohne Sektierertum erreichen kann. Aber es gibt einen anderen Weg. Wir können durchaus starke Gemeinschaften aufbauen und tiefe, ethisch-moralische und spirituelle Leben führen, ohne dass wir deswegen an polarisierendem Nonsens ‒ wie die göttliche Herkunft bestimmter Bücher ‒  glauben müssen.

Es ist der irregeleitete Respekt für die „Offenbarung“ der erklärt, dass sich so viele Politiker in Euphemismen ergehen, wenn sie mit den krassesten und unvorstellbarsten Erscheinungsformen des religiösen Fanatismus konfrontiert werden.  Vielleicht werden wir eines Tages tatsächlich „alles tun um unsere Bürger und unsere zeitlosen Werte zu schützen“. Doch heute sind wir häufig noch nicht ein Mal in der Lage die religiösen Motivationen unserer Gegner ehrlich zu benennen. Und währenddessen wir uns weiterhin selbst belügen, legen wir einfach ein Lippenbekenntnis nach dem anderen für jene Wahnvorstellungen ab, die diese fanatischen Motivationen erst ermöglichen.  

3 Kommentare:

  1. Ja, wir müssen irgendeinen Weg finden, diesen Mechanismus zu untergraben und Kriege und Gewalt zu verhindern.

    Erstaunlicherweise gibt es in der Kultur bessere Ansätze als in den Parlamenten. Kulturschaffende beschäftigen sich mit der Psyche des Menschen und schaffen es feinfühlig zu überzeugen:

    Saltatio Mortis - Nachts weinen die Soldaten (Lyric Video)
    https://www.youtube.com/watch?v=JEfeTmma4gI


    oder Roger Stein mit "Manchmal"
    https://www.youtube.com/watch?v=5Q43w9sf_6Q


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  2. Finanz Beistand zwischen der privaten Maut.
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