Donnerstag, 19. April 2012

Neulich an der Theol-Fak... Ein polemischer Reisebericht

Am 17. April 2012, dem zweiten Tag der Vorlesungszeit des noch jungen Sommersemesters, öffnete auch die Theologische Fakultät wieder ihre Himmelspforte. Unter die Fakultätsmitarbeiter_innen, Studierenden, Freund_innen und Förderer_innen hatten sich auch zwei schwarze Schäfchen unserer Hochschulgruppe gemischt, um der feierlichen Semestereröffnung beizuwohnen. Nun, es handelte sich im Grunde darum, die gesamte Fakultät zu Vorlesungsbeginn einmal zu versammeln und ihr "Gottes Segen" mit auf den Weg zu schicken. Daneben wurden Absolvent_innen, Doktorand_innen und Habilitant_innen zu ihrer erfolgreichen Arbeit gratuliert und, zumindest letzteren, in makellosem Kirchenlatein das Versprechen abgenommen, der christlichen Lehre getreu auf missionarischen Bahnen zu wandeln. 

 Die zweite Hälfte der Veranstaltung war dem Vortrag eines Gastreferenten aus Bukarest gewidmet. Hier wurde die - ja durchaus berechtigte - Frage erörtert, ob denn die Theologie an die Universität gehöre... Nun, letztlich bestand er leider nur aus den erwartbaren Selbstversicherungen theologischer Wichtigkeit. Wir wissen jetzt: Ist der Anspruch der Wissenschaft der, die "Wahrheit" aufzudecken, so trifft dies auch auf die Theologie zu, nur, dass diese natürlich die wahrere, wirkliche Wahrheit vertritt und darum im Grunde allen anderen Wissenschaften noch mal zeigen kann, was ein Haken ist. Die Theologie stellt sich damit als die bessere Anthropologie (ja, es geht ihr um den Menschen, wer hätte das gedacht?? Ich dachte, es ginge um Gott - habe ich wohl das "theos" falsch gelesen), Psychologie, Soziologie und sogar Evolutionslehre (denn die klassischen Darwinist_innen übersehen völlig den evolutionären Meilenstein des Sündenfalls!) vor. Dann kam noch was über den Glauben (das Fundament theologischer Wissenschaft, sein Antipode ist -- der Aberglaube!), und darüber, dass die Theologie als akademische Disziplin sich der Methodologie anderer Wissenschaften, etwa der Philosophie (Logik! Ist das nicht süß?) bedient, und darum natürlich wissenschaftlich ist. (Was ich persönlich an den Wissenschaften so schätze, ist, dass sie ergebnisoffen sind. Kann man wohl über die Theologie nicht gerade sagen.) Fazit: Wenn wir die Theolog_innen nicht hätten, wäre Universität, Wissenschaft, wäre Leben geradezu nicht möglich.
Leider war nach dem Vortrag keine Zeit mehr zur Diskussion (und etwaiger kritischer Nachfrage), die Veranstalter_innen bewiesen wohl ein unglückliches Händchen, einen 50-minütigen Vortrag für die letzte dreiviertel Stunde zu veranschlagen.
Nun, vielleicht sollten wir als Hochschulgruppe für Aufklärung und Humanismus einmal dieses Themas annehmen.

Julia Maria Zimmermann
Thomas Gantert
gbs Jena

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